Tattoos werden einer Studie der Uni Leipzig zufolge immer beliebter. Jeder fĂŒnfte Deutsche ist demnach tĂ€towiert.
„Und es werden mehr. Die Lust an der Körpermodifikation nimmt vor allem bei Frauen und Ă€lteren Menschen zu“, teilte die UniversitĂ€t mit. Rund die HĂ€lfte aller Frauen zwischen 25 und 34 Jahren sei tĂ€towiert – 19 Prozent mehr als 2009. In der Gruppe der 35- bis 44-JĂ€hrigen liege der Anstieg bei 15 Prozent“. FrĂŒher gehörten Tattoos und Piercings in die Schmuddelecke. SeemĂ€nner und Prostituierte waren tĂ€towiert. Heute gelten Menschen mit Körpermodifikationen als aufgeweckte, interessierte Menschen, die sich zu einer sozialen Gruppe bekennen“, sagt Elmar BrĂ€hler, emeritierter Professor fĂŒr Psychologie an der Uni Leipzig. War es fĂŒr die Genration der 70er-Jahre Kinder noch eine echte Herausforderung seine Eltern von einem Tattoo zu begeistern, sieht dies heute ganz anders aus. In einem modernen Wohnhaus am Rande eines Coburger Ortsteiles haben sich Markus und Natalie den Traum Ihres eigenen Studios erfĂŒllt. Anfangs war ihr Studio sogar mitten in der Coburger Innenstadt zu finden, doch jetzt hat man hier seinen idealen Platz gefunden um in Ruhe zu arbeiten. Seit ĂŒber 6 Jahren arbeiten die beiden nahzu tĂ€glich daran, Ihre Kunden mit individuellen und einzigartigen Motiven die Haut zu verschönern. Das kommt nicht nur bei Ihren AnhĂ€ngern in der nahen Region an, sondern hat sich mittlerweile bundesweit herumgesprochen. Egal ob die oftmals martialischen und groĂflĂ€chigen Tattoos von Markus oder auch die femininen und verspielten EntwĂŒrfe von Natalie stechen irgendwie aus der Masse heraus. Die Wartezeit fĂŒr einen Termin liegt derzeit bei ĂŒber einem Jahr. Wir haben die beiden in Ihrem Studio besucht und wollen wissen wie solche Kunstwerke entstehen, aber auch wie haltbar so ein Tattoo heutzutage ist.
Hallo Markus, deine Motive fallen besonders hÀufig durch furchteinflössende Motive aus dem Genre Horror auf, ist dies deine Leidenschaft?
Ich mag im allgemeinen Motive, die einen emotionalen Ausdruck haben, sehr gerne. Dazu zĂ€hlen neben Portraits, Musiker- und Film-Motiven jeglicher Art natĂŒrlich auch Horror-Motive. Im Prinzip gehtâs mir in erster Linie um die Darstellung realistischer Motive, und erst in zweiter Linie um das Motiv.
Die Wahl des Motivs wird hauptsÀchlich durch den Wunsch des Kunden entschieden, inzwischen wird mir da aber auch oft schon freie Hand gelassen. Und ja, ich mag Horror-Filme.
Wie entsteht so ein aufwendiges Motiv?
AusschlieĂlich am PC im Grafikprogramm. Realistische Tattoos werden hauptsĂ€chlich von Fotos gestochen, die am PC bearbeitet oder zu Composings zusammengefĂŒgt werden. Mein Stil begrĂŒndet sich vor allem darauf, Realismus und grafische oder abstrakte Elemente zu mischen. Ich mag Kontraste in der Darstellung, also gerne mal eine Mischung aus etwas Bösem und etwas Gutem, etwas HĂ€sslichem und etwas Schönem, dann wird das gesamte Tattoo nicht zu âglattâ und langweilig.
Wieso wirken deine Tattoos derart fotorealistisch?
Gute Frage.. weil ich wohl das Auge und das GefĂŒhl dafĂŒr besitze, das Ganze so zu tĂ€towieren, das es dem Original ziemlich nahe kommt. Ich habe auch ehrlich gesagt lange an meiner Technik gearbeitet und tu es immer noch. Mir ist wichtig das die Tattoos auch nach Jahren noch gut aussehen, da gibt es einige Regeln zu beachten.
Besonders beliebt ist eure Aktion „Motiv sucht Haut“.
Wie lÀuft das ab?
MOTIV.SUCHT.HAUT sind EntwĂŒrfe von uns, die wir in unregelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden anbieten, und die sich Interessenten stechen lassen können. Der Gedanke dahinter war, unseren individuellen Stil zu positionieren und den Leuten zu zeigen was wir können. FĂŒr MOTIV.SUCHT.HAUT gibt es Sondertermine und die Motive werden natĂŒrlich nur einmal gestochen, sind also absolut einmalig.
Hallo Natalie, du hast mit deinem Begriff Dilladalla sogar eine eigene Sparte kreiert. ErzĂ€hl uns doch mehr darĂŒber.
Dilladalla ist im Prinzip ein wilder aber dennoch fein abgestimmter Mix aus verschiedenen grafischen Elementen, Bildern und abstrakten Zeichnungen mit ganz vielen Farben. Auf den ersten Blick oft ein wirres Durcheinander, das aber doch irgendwie harmonisch wirkt. Im Grunde kann ich mit diesem Stil so ziemlich alles kombinieren was ich möchte. Markus fragte mich mal, wie man so einen Stil eigentlich bezeichnet, sowas in der Richtung gibtâs noch gar nicht⊠ich meinte nur keine Ahnung… ist haltn son Dilladalla. Und Ruckzuck war der Name dafĂŒr geboren.
Viele TĂ€towierer bringen oftmals nur noch die Vorlagen Ihrer Kunden auf die Haut, du aber kannst noch richtig zeichnen. Wie hast du das erlernt?
Meine ganze Familie war schon immer kreativ, da wurde viel gezeichnet und gemalt. Bei meiner Lehrer als Keram-Malerin hab ich ebenfalls einiges gelernt, besonders das filigrane und exakte arbeiten.
Wie lange sitzt du fĂŒr einen tollen Entwurf?
Das ist total unterschiedlich. Das kommt immer auf die GröĂe, Details und die Motive an, und man ist ja auch nicht stĂ€ndig im kreativen Flow. Das kann von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden gehen.
Ganze Fernsehshows beschĂ€ftigen sich mittlerweile mit dem ĂbertĂ€towieren von alten Tattoos. Bietet ihr auch Cover-Ups an?
Wir machen auch Cover-Ups, wĂ€gen aber immer ab ob es fĂŒr uns machbar ist oder nicht. Im Prinzip geht alles, der Kunde entscheidet wie weit er gehen möchte, da die meisten Cover-Ups doch deutlich gröĂer und farbintensiver als das alte Tattoo werden mĂŒssen. Es gibt aber auch die Möglichkeit von Overlays, wo man das Alte Tattoo mit einem Neuen ĂŒberdeckt und beides zusammen wirken lĂ€sst.
Erst kĂŒrzlich wurde euer Wirken mit einer groĂen Story im Tattooed MGZN gewĂŒrdigt, wie kam es dazu?
Wir wurden einfach auf Facebook angeschrieben das sie uns sehr gerne dabei hÀtten.
Wer mittlerweile einen Termin fĂŒr ein Rocsta-Tattoo erhaschen möchte, muĂ etwas Geduld aufbringen?
Ja. Wir haben aktuell eine Wartezeit von einem dreiviertel Jahr bis zu eineinhalb Jahren, wobei wir das schon deutlich reduziert haben, weil uns die vorherigen Wartezeiten planungstechnisch auch zu lang waren. Bei uns geht die schnelle Nummer aus der Lust und Laune heraus leider nicht, wobei ich das auch gut finde, denn fĂŒr mich ist ein Tattoo immer noch eine langlebige hochwertige Arbeit die man schĂ€tzen wissen sollte.
Comments
Loading…